«Das Kleine Format»

mit Werken von:
Hein Bohlen, Norbert Friebe, Renate Garen, Martina Hanfeld, Johannes Hemmen, Matthias Langer, Dieter Mach, Anne Mentzen, Michael Soltau, Hajo Teschner, Erika Wagner, Helmut Wahmhoff, Weibach2
Die verwendeten Techniken reichen von Fotografie und Fotografik über Installation, Kohlezeichnung, Lithografie, Malerei und Objektkunst bis Radierung.
Was gab es zu sehen?
Vor dem Hintergrund von Krieg und Konflikten versucht die in diesem Jahr entstandene Bildfolge von Hein Bohlen die momentane Situation in der Welt im — wie der Titel erahnen läßt — «Katastrophenjahr» ikonographisch darzustellen.
Die «Impressionen aus dem Vareler Hafen» von Martina Hanfeld sind Bilder, die auf alte gebrauchte Segel gemalt wurden. Jedes Segel erzählt eine andere Geschichte von Wind, Sonne und Meer. Diese Spuren nehmen beim Malen Einfluss auf den Verlauf von Farben und Formen.
Johannes Hemmen war mit einer kleinstformatigen Fotoserie im Panoramaformat vertreten, die sich mit Fläche, Struktur und Rhythmus beschäftigt. Eine starke Farbigkeit und ein hoher Kontrast zeichnet die Bilder aus, die motivische Assoziationen zulassen.
Matthias Langer machte sich Warnwesten zu eigen, die er mit einem erklärenden Hinweis hat bedrucken lassen. Sie sollen den Künstler, der sie trägt und die Passanten, die dem Künstler bei der Arbeit zusehen, vor Irritationen schützen. Ein weiterer Beitrag, ein von ihm gestaltetes Emailleschild, ist ein Plädoyer dafür, dass Kunstbetrachtung möglichst barrierefrei sein sollte.
Einen Anblick, der uns hier in Norddeutschland in der Natur nur noch selten vergönnt ist, führte uns Dieter Mach vor Augen. Er zeigte Fotografien von frisch gefallenem Schnee, denen eine gewisse Körperlichkeit innewohnt.
Grundlage für die befremdlichen Puppenportraits von Hajo Teschner sind gebrauchte und teils zerschlissene Puppen, die er in Second-Hand-Läden entdeckt. Durch Veränderung der Farbgebung der Fotos, speziell der Hauttöne, wird eine mitunter gruselige Darstellung erzielt. Eines seiner «Neonbabies» ziert das Plakat.
Helmut Wahmhoff beschließt mit einer kleinen Serie in Kohle auf Papier sein «Kohlejahr», in dem insgesamt drei Werke mit diesem Material entstanden sind. Eines davon war unter anderem zum Waisenhausjubiläum zu sehen. Die jetzt gezeigten Arbeiten entstanden experimentell im Umgang mit Kohlestaub und Kohlekreide. Sowohl das Material als auch die Abstraktion führten zu dem Titel «Energie».
Erika Wagner war mit vier Radierungen in der Ausstellung vertreten, die florale Motive aus ihrem persönlichen Umfeld zeigen.
Der Wilhelmshavener Künstler Weibach2 stellte die Wechselwirkung von Natur und Mensch ins Zentrum seiner Arbeit und es scheint so, als hätte die Natur durchaus den längeren Atem.
Ebenso konnten Sie sich über Lithographien auf Büttenpapier mit «Löwenzahn»-Motiven von Norbert Friebe, eine dreiteilige «Landschaft» in Mischtechnik von Renate Garen, die «Zeitenwende» von Anne Mentzen und eine Interpretation des «Icarus» von Michael Soltau freuen.
«Der Mensch schuldet dem Kind das Beste, was er zu geben hat.»
(Aus der UN-Deklaration zum Schutz des Kindes)

© Erika Wagner
Eigentlich hatte schon im Jahre 2021 gefeiert werden sollen, aber dann kam Corona und alle Planungen waren obsolet. Im Sommer 2022 war endlich die Zeit gekommen, dem inzwischen 351jährigen Bestehen des Vareler Waisenstifts gebührende Beachtung zu schenken.
Am 24. Juni begannen die Festlichkeiten mit einer Auftaktveranstaltung in der Schlosskirche und anschließendem offiziellen Akt in den Räumlichkeiten des Waisenhauses.
Der Kunstraum Varel e.V. freute sich, mit einer Ausstellung seiner Mitglieder im Waisenhaus dabei sein zu dürfen. Die Kunsträumer hatten einen Satz aus der UN-Deklaration zum Schutz des Kindes als gemeinsamen Titel gewählt und setzten sich unter diesem Motto in vielfältiger Weise mit Historie und Gegenwart des Hauses und dem Schicksal von Waisenkindern auseinander. Welche Bedeutung dabei z. B. Reisigbesen, ein schwarzes Schaf und eine Tischtennisplatte haben und was eine Frottage ist, erfuhren die Besucher in der Ausstellung durch Installationen, Objekte, Fotografien, in Holzschnitt, Kreide, Öl und Stein.
Viele (Ehren-)Gäste, die am 24. Juni aus Anlass der Festveranstaltung den Weg in die Ausstellung fanden, nahmen sich die Zeit zu einer ausgiebigen Auseinandersetzung mit den Arbeiten. Über den Besuch von Ehemaligen, die zum Teil auch aus eigenen Erinnerungen berichteten, freuten sich die Kunsträumer besonders, ebenso wie über den von jetzigen Bewohnern des Waisenhauses.
Um allen, die es nicht ins Waisenstift geschafft hatten (und solchen, die die Arbeiten gern noch ein zweites Mal sehen wollten), Gelegenheit zu geben, die Ausstellung auch noch nach dem Ende der Festwoche zu besuchen, zog sie am 30.6. in die Räume der Kunstwerk Galerie um und war dort weitere zwei Wochen für die Öffentlichkeit zugänglich.
In dieser Zeit gab es auch einen Abend mit einem sehr interessanten, persönlichen Vortrag von Julia Hamels über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Arbeit in einem Waisenhaus in Kenia.

Was ist echt, was ist fake? Wie sehen mich andere und wie fühle ich mich wirklich? Was wird von mir erwartet? Gibt es Gott und wenn ja, wie viele?
Diese und ähnliche Fragen stellten sich Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Jahrgängen am Lothar-Meyer-Gymnasium Varel. Im Kunstunterricht suchten und fanden sie Ausdrucksmöglichkeiten für ihre Gedanken und Gefühle.
Zusammengefasst wurden diese Werke zu einer Ausstellung unter dem Titel Schein&Sein, die ab dem 18.3.2022 im Kunstwerk Varel in der Neumühlenstraße 10 zu sehen war. Der Kunstraum Varel e.V. hat dort in der Galerie Kunstwerk-Art Gallery eine neue Bleibe gefunden.
Ausgangspunkt für die Lerngruppen des 12. und 13. Jahrgangs waren die sogenannten Augentäuscher-Stillleben des Barock, die dem Zuschauer greifbare Realität vortäuschen, ihm aber bei näherer Betrachtung nur eine perfekte illusionistische Malerei bieten. Dieser Bildbetrug war eine sehr beliebte Spielart innerhalb der Gattung Stillleben, die im 17. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte und sowohl zur intellektuellen Erbauung als auch zur Unterhaltung diente. Es war außerdem ein Vorzeigebeispiel für die Maler, um ihre künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten zu demonstrieren. Ein beliebtes Motiv für diese Gattung Stillleben waren gemalte Steckbretter, die vergleichbar sind mit unseren heutigen Pin-Wänden.
Derartige Steckbretter fertigten auch die Schülerinnen und Schüler an, mit denen sie nicht nur ihr Können in der naturalistischen Malerei unter Beweis stellen konnten, sondern auch die Gelegenheit hatten, durch angepinnte Schriftstücke und kleine Gegenstände etwas über sich preiszugeben. Herausgekommen ist ein buntes Kaleidoskop von Interessen, Aktivitäten und Gedanken der Jugendlichen.
In einer der Lerngruppen, betreut durch L. Brünjes, konnten die Malereien auch mit realen Gegenständen kombiniert und zu sog. Assemblagen verarbeitet werden.
Schülerinnen und Schüler aus zwei Klassen des 11. Jahrganges fertigten im Kunstunterricht Ikonenmalereien an und hinterfragten dieses sehr alte Sujet der Kunstgeschichte. Hierbei gerieten die klassischen En-face-Darstellungen von Jesus durchaus auch zu Porträts, die mehr Ähnlichkeiten mit einem Rapper als mit Gottes Sohn haben. In anderen Bildlösungen zu diesem Thema ist Gott weiblich.
Das Ausstellungsthema Schein&Sein war zudem auch explizit Gegenstand einer Werkstattarbeit in zwei Oberstufenkursen auf erhöhtem Niveau (C. Peukert und H. Wahmhoff). In diesem Aufgabenformat sind die Schülerinnen und Schüler vollkommen frei in der inhaltlichen Ausrichtung und Darstellungsform ihrer Arbeit. So konnten schließlich die anfangs angeführten Fragen gestellt, künstlerisch bearbeitet und evtl. beantwortet werden.
Nicht zuletzt dadurch ergab sich eine außerordentliche Bandbreite an Ausdrucksformen und Techniken, die in der Ausstellung zu sehen waren. Vorzufinden waren Malereien mit Deckfarben und Acryl, Fotocollagen, Assemblagen, Plastiken und auch Film.