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2019


«Das Kleine Format» 

Mit der Aus­stel­lung «Das Klei­ne For­mat» setz­te der Kunst­raum Varel zum Ende des Aus­stel­lungs­jah­res 2019 eine lieb gewor­de­ne Tra­di­ti­on fort: Gezeigt wur­den Arbei­ten in klein­for­ma­ti­ger Aus­füh­rung (A5: 14.8×21 cm), die dem Besu­cher die Mög­lich­keit boten, Kunst im Klei­nen für sich zu ent­de­cken und zu erwerben. 

Betei­ligt waren Mit­glie­der des Kunst­raums mit einem viel­fäl­ti­gen Ange­bot an Gra­fik, Male­rei, Zeich­nung und Foto­gra­fie. So gab es von Hein Boh­len fünf Farb­holz­schnit­te im Quer­for­mat mit abs­trak­ten Land­schafts­im­pres­sio­nen zu sehen. Mar­ti­na Han­feld griff auf die Jahr­hun­der­te alte Kunst der Buch­sta­ben­ma­le­rei zurück und wähl­te dazu Anfangs­buch­sta­ben von Orten, die rund um den Jade­bu­sen lie­gen. In ihren mit Blei­stift, Rötel, Koh­le und Krei­de gezeich­ne­ten Dar­stel­lun­gen sind Ele­men­te ent­hal­ten, die auf die Geschich­te die­ser Orte ver­wei­sen. Mari­on Schweers Col­la­gen fan­den ihre Ver­bin­dung in der Far­be Blau, und Die­ter Mach hat­te eine Serie von sechs Bil­dern mit dem Titel «Durch­bli­cke» gedruckt: unge­wöhn­li­che Auf­nah­men von Ber­gen in fast rät­sel­haf­ter Schönheit..

Inhalt­lich waren die Künst­ler an kei­ne Vor­ga­ben gebun­den, so dass eine span­nen­de Viel­falt an Arbei­ten zu sehen war. Nor­bert Frie­be und Die­ter Roder ver­ri­ie­ten über ihre Bil­der nicht mehr, als dass sie «ent­spannt» bzw. «abs­trakt» sei­en. Fort­ge­führt wur­de zudem die Tra­di­ti­on einer Jah­res­ga­be, die­ses Mal gestal­tet von Hel­mut Wahm­hoff. Dabei han­del­te es sich um Objekt­käs­ten, ver­se­hen mit dem Grund­riss des Alten Zoll­hau­ses und bebil­dert mit his­to­ri­schen Repro­duk­tio­nen von Insek­ten. Der Objekt­kas­ten ist gleich­zei­tig auch ein Kugel­spiel, mit dem man sich ima­gi­när durch die Räum­lich­kei­ten der Gale­rie navi­gie­ren kann.

Die Aus­stel­lung war zu sehen vom 1. Novem­ber bis zum 15. Dezem­ber 2019


«Bernhard Winkler»

Fine-Art Fotografie im Kunstraum Varel

Vor­bei­rau­schen­de Land­schaf­ten, wie aus dem Zug­ab­teil­fens­ter erfasst: So erschei­nen die Foto­gra­fien des Ber­li­ner Künst­lers Bern­hard Wink­ler, die der Kunst­raum Varel in einer neu­en Aus­stel­lung vor­stell­te. Gebirgs­zü­ge, etwa in «stran­ge land­scape 6», wir­ken wie in Nebel­schlei­er ein­ge­hüllt, das schrof­fe Gestein wird weich, male­risch, und erin­nert an das Sfu­ma­to von Leo­nar­do da Vin­ci. Auch Asso­zia­tio­nen an ein Erd­be­ben kom­men auf, da eini­ge For­men dop­pelt und leicht ver­setzt abge­bil­det sind und Erschüt­te­run­gen der Kame­ra ver­mu­ten las­sen. Bern­hard Wink­ler setzt die Unschär­fe gezielt als Gestal­tungs­mit­tel ein und ver­leiht den abge­bil­de­ten Land­schaf­ten damit eine unwirk­li­che Atmo­sphä­re, der Wirk­lich­keit ent­rückt. Was zunächst als flüch­ti­ge Impres­si­on daher­kommt, ent­puppt sich aber bei län­ge­rer Betrach­tung als nach­hal­ti­ges und unver­rück­ba­res Bildmonument.

Die Idee der Bewe­gungs­un­schär­fe in der Foto­gra­fie kommt bei Wink­ler nicht von unge­fähr. 1956 im Ems­land gebo­ren, arbei­te­te er nach dem Stu­di­um der Visu­el­len Kom­mu­ni­ka­ti­on an der Hoch­schu­le der Küns­te Ber­lin mehr als 20 Jah­re als Kame­ra­mann für diver­se Kino- und Fern­seh­pro­duk­tio­nen. Seit 2005 ist er frei­er Künst­ler im Bereich Fine-Art Foto­gra­fie, in dem er diver­se Aus­zeich­nun­gen erwarb.

«Natür­lich habe ich Vor­bil­der und zwar haupt­säch­lich in der Male­rei», so Wink­ler in einem Inter­view. Neben Wil­liam Tur­ner ist vor allem der Ein­fluss von Edward Hop­per gut nach­zu­voll­zie­hen. Die Foto­gra­fie «the walk» ist deut­lich an die Bild­spra­che des bekann­ten ame­ri­ka­ni­schen Rea­lis­ten des 20. Jahr­hun­derts ange­lehnt und mit dem Titel «night­hawk» wird sogar auf des­sen berühm­tes­tes Gemäl­de angespielt.

Neben Land­schaf­ten waren auch Por­träts in der Aus­stel­lung ver­tre­ten, die im Werk des Künst­lers in jüngs­ter Zeit eine grö­ße­re Bedeu­tung bekom­men hat­ten. Das Expe­ri­ment mit der Unschär­fe gelingt auch hier und ver­leiht den Abge­bil­de­ten eine gewis­se Fra­gi­li­tät und Inti­mi­tät. «Jeder erwar­tet, dass die Kame­ra nur einen Sekun­den­bruch­teil einer Sekun­de auf­zeich­net, aber der Moment danach, nach dem Geräusch des Aus­lö­sers, schafft eine klei­ne Wahr­heit», so Winkler.

Die Aus­stel­lung im Kunst­raum Varel war vom 30.08.2019 bis zum 13.10.2019 zu sehen. Zur Ver­nis­sa­ge am Frei­tag, den 30.08.2019, um 19 Uhr war der Künst­ler anwe­send. Die Ein­füh­rung hielt Tom Gefken, Maler und Grün­dungs­mit­glied der Gale­rie des Wes­tens, GaDe­We e.V., Bremen.


«mauern»

Im Novem­ber 2019 jähr­te sich der Fall der Ber­li­ner Mau­er zum 30. Mal — das öffent­li­che Inter­es­se an die­sem Jubi­lä­um war zunächst noch gering. Der Kunst­raum Varel hat­te ursprüng­lich eben die­sen Mau­er­fall als Anlass genom­men, um «mau­ern» zum The­ma sei­ner ers­ten Gemein­schafts­aus­stel­lung in die­sem Jahr zu machen. Her­aus­ge­kom­men waren dabei Arbei­ten, die in ihrer Viel­falt weit über das kon­kre­te Ereig­nis von 1989 hin­aus­gin­gen und «mau­ern» als all­ge­mein mensch­li­ches und sozia­les Phä­no­men in den Blick nahmen.

Mau­ern sol­len kon­kret vor ver­meint­li­chen oder tat­säch­li­chen Gefah­ren von außen schüt­zen oder — wie bei der Ber­li­ner Mau­er oder einem Gefäng­nis — ver­hin­dern, dass Men­schen nach außen gelan­gen kön­nen: Die­ter Roder zeig­te eine Arbeit mit dem Titel «Guan­ta­na­mo». Poli­ti­sche und öko­no­mi­sche Aus­gren­zung von wei­ten Tei­len der Welt haben dazu geführt, dass über Jahr­hun­der­te ein wirt­schaft­li­ches Ungleich­ge­wicht ent­stan­den ist, das wir heu­te zumin­dest ansatz­wei­se zu über­win­den suchen: Nor­bert Frie­be pran­ger­te mit «Fair Trade» Arro­ganz, Into­le­ranz und Igno­ranz an. Sozia­le Bar­rie­ren schei­nen oft unüber­wind­bar zu sein: Hein Boh­len über­führ­te u. a. zu die­sem The­ma Frag­men­te von abge­ris­se­nen Pla­ka­ten in einen neu­en Kon­text, Johan­nes Hem­men nutz­te eine Video­ar­beit zum The­ma Vor­ur­tei­le, und Anne Ment­zen hat­te einen Text zum Traum vom sozia­len Auf­stieg ver­fasst. Mar­ti­na Han­feld woll­te mit ihrer Zeich­nung zei­gen, dass Mau­ern nicht nur von Men­schen errich­tet wer­den, son­dern dass es auch in unse­rer Hand liegt, sie zu spren­gen. Hel­mut Wahm­hoff erin­ner­te sich an eine Mau­er sei­ner Kind­heit, die zum Treff­punkt mit Gleich­alt­ri­gen wur­de und zum Brenn­punkt von Ver­hal­tens­wei­sen, wie man sie sonst nur bei Erwach­se­nen kennt. Die­ter Mach zeig­te mit «The Wall» eine stark abs­tra­hier­te Mau­er, die als sol­che nur durch einen Baum im Vor­der­grund zu erken­nen ist. Als beson­de­rer Gast war bei die­ser Aus­stel­lung Mat­thi­as Lan­ger ver­tre­ten, gera­de aus­ge­zeich­net mit dem Kunst­preis Ras­tede. Der Kunst­raum freu­te sich sehr, sei­ne Foto­gra­fie mit dem Titel «Flo­renz» zei­gen zu können.

Mit «mau­ern» setz­te der Kunst­raum Varel e.V. die Tra­di­ti­on sei­ner im wei­tes­ten Sin­ne poli­tisch aus­ge­rich­te­ten / gestimm­ten Aus­stel­lun­gen («Demo­kra­tie», «Revo­lu­ti­on») fort.


«Heiko Daxl — wirklich ist, was bleibt»

Heiko Daxl war Avantgarde — und er war Vareler. 

Der Kunst­raum Varel zeig­te erst­mals in Varel eine Aus­wahl von Arbei­ten des Medi­en­künst­lers Hei­ko Daxl.
Die­ser Künst­ler, der in Olden­burg gebo­ren und in Varel zur Schu­le gegan­gen ist, hat an Orten wie Syd­ney, Tokio und Toron­to, aber vor allem in Ber­lin und Zagreb gear­bei­tet. Schon Ende der 70er Jah­re war ihm klar, dass die Neu­en Medi­en das Kunst­schaf­fen und das Ver­ste­hen von Wirk­lich­kei­ten neu defi­nie­ren wür­den. Er gehör­te 1980 zu jenem Kreis von Stu­den­ten, die in Osna­brück unter der Semi­nar­lei­tung von Ingo Petz­ke den Work­shop für Expe­ri­men­talfilm grün­de­ten, aus dem schließ­lich das Euro­pean Media Art Fes­ti­val her­vor­ging. Neben sei­ner kura­to­ri­schen Arbeit für die­ses Fes­ti­val war Daxl selbst ein enga­gier­ter Fil­me­ma­cher. Zwei sei­ner Arbei­ten, «Floa­ting Elec­trons» (1984) und «Cine­ma — Le Train» (2009) wur­den nun­mehr im Kunst­raum Varel gezeigt.  Neben sei­ner Video­kunst prä­sen­tier­te die Aus­stel­lung aber vor allem die Bild­ar­bei­ten Hei­ko Daxls: Es waren Video­gra­phics und Foto­ar­bei­ten, die in ihrer Inten­si­tät trotz all der Abs­trak­ti­on einen über­ra­schend sinn­li­chen Aus­druck zei­gen, dem man sich beim Betrach­ten nur schwer ent­zie­hen kann. Der Kunst­raum Varel freu­te sich, dass Inge­borg Fülepp kom­men konn­te. Sie war künst­le­ri­sche Part­ne­rin von Hei­ko Daxl und lehr­te 2019 an der Aka­de­mie für Ange­wand­te Kunst in Rije­ka (Kroa­ti­en). Am Frei­tag, den 3. Mai 2019, hat sie bei der Ver­nis­sa­ge gemein­sam mit Johan­nes Hem­men, Vor­sit­zen­der des Kunst­raums, die Aus­stel­lung eröff­net und am Sonn­tag den 5.Mai 2019 einen Vor­trag über die Arbeits­tech­ni­ken Hei­ko Daxls gehal­ten. Am 11. Mai 2019 war auch Jochen Col­dew­ey, Lei­ter der nie­der­säch­si­schen Film­för­de­rung, zu einem offe­nen Gespräch über Hei­ko Daxl in den Kunst­raum gekom­men. Col­dew­ey, eben­falls Vare­ler, war zu Schul- und Stu­di­en­zei­ten ein Freund von Hei­ko Daxl.
«Wirk­lich ist, was bleibt» — ein Satz, mit dem sich der Kunst­raum Varel dem Schaf­fen und den Fra­gen die­ses so eigen­sin­ni­gen wie ein­drucks­vol­len Künst­lers annä­hern woll­te. Ein Satz, der in der Welt digi­ta­ler Medi­en und vir­tu­el­ler Kom­mu­ni­ka­ti­on weit kom­ple­xer ist, als es auf den ers­ten Blick schei­nen mag. Die­se Aus­stel­lung war nicht nur die ers­te in Varel, sie war nach der Prä­sen­ta­ti­on «in memo­ri­am» im Rah­men des Euro­pean Medi­en Art Fes­ti­vals 2013 die ers­te Aus­stel­lung über Hei­ko Daxl nach sei­nem Tode über­haupt in Deutschland.


«Kunst im Quadrat» 

Schülerausstellung im Kunstraum Varel

In der Kunst­sze­ne erlang­te das Qua­drat bereits 1915 durch den rus­si­schen Maler Kasi­mir Male­witsch Welt­ruhm. Vie­le Künst­ler haben sich seit­dem mit die­ser Form schöp­fe­risch auseinandergesetzt.

Der Kunst­raum Varel zeig­te vom 1. März bis zum 14. April mit der Aus­stel­lung «Kunst im Qua­drat» Schü­ler­ar­bei­ten, die die­ses The­ma künst­le­risch bear­bei­tet haben. Damit setz­te der Kunst­raum die Tra­di­ti­on der ver­gan­ge­nen Jah­re fort, Schü­le­rin­nen und Schü­lern Raum zu geben, um ihre Wer­ke auch außer­halb der Schu­le einer brei­te­ren Öffent­lich­keit zu präsentieren.

Schü­ler und Schü­le­rin­nen der Klas­se 9b der Ober­schu­le Ostern­burg in Olden­burg hat­ten qua­dra­ti­sche Bil­der, Col­la­gen und Foto­grafien gestal­tet, in denen die geo­me­tri­sche Form spie­le­risch aus­ge­lo­tet wur­de. Die Aus­stel­lung war das Ergeb­nis der Zusam­men­ar­beit mit der Arto­thek in Olden­burg «Arto­thek und Schu­le». Sie war bereits mit gro­ßem Erfolg im letz­ten Jahr in der Arto­thek Olden­burg gezeigt wor­den. Gemein­sam mit ihrer Klas­sen­leh­re­rin Chris­tia­ne Usch­ku­rat und der För­der­schul­leh­re­rin Sabi­ne Müller-Jentsch besuch­ten die Schü­ler und Schü­le­rin­nen die Kunst­aus­lei­he und lie­ßen sich dort von Wer­ken Olden­bur­ger Künst­ler inspi­rie­ren, in denen das Qua­drat im Mit­tel­punkt steht. Mit gro­ßer Begeis­te­rung haben die Schü­ler und Schü­le­rin­nen die Wer­ke erforscht und sie dann als Aus­gangs­punkt für ihre eige­nen gestal­te­ri­schen Arbei­ten genutzt.


2018