Zum Inhalt springen

2017


«Das Kleine Format»

Letz­te Aus­stel­lung in 2017 mit Expo­na­ten von 40×60 Zentimetern

Mit der Aus­stel­lung «Das Klei­ne For­mat» beschloss der Kunst­raum Varel e.V. das dies­jäh­ri­ge Ausstellungsjahr.

Am Frei­tag, 1. Dezem­ber, um 19 Uhr wur­de die letz­te Aus­stel­lung des Jah­res mit Arbei­ten von Kunst­raum­mit­glie­dern in der Zollamt-Galerie am Hafen eröffnet.

Den Rah­men für die Aus­stel­lung bil­det die­ses Mal kein inhalt­li­cher Zusam­men­hang, son­dern allein das For­mat, das maxi­mal 40×60 Zen­ti­me­ter Raum hat. Damit bie­tet sich dem Künst­ler eine gro­ße Viel­falt an Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten und den Besu­chern die Chan­ce, Kunst im Klei­nen für sich zu ent­de­cken und auch zu erwerben.

Neu war eine so genann­te (klei­ne) Jah­res­ga­be. Das ist die Arbeit eines dem Kunst­raum ver­bun­de­nen Künst­lers (in die­sem Fall von Foto­künst­ler Mat­thi­as Lan­ger), die pri­mär von Mit­glie­dern des Ver­eins zu einem Vor­zugs­preis, aber auch von Nicht-Mitgliedern erstan­den wer­den kann. Sie war in limi­tier­ter Auf­la­ge von 5 + 1 erhältlich.

Unter dem Mot­to «Klein, aber fein» könn­te auch die erfolg­rei­che Arbeit Ver­eins Kunst­raum Varel e.V. ste­hen. «Mit jeder neu­en Aus­stel­lung wuchs die Zahl der Besu­cher», resü­mier­te der Vor­stand mit Blick auf 2017. Die Gale­rie im Zoll­amt ist zu einem fes­ten Anlauf­punkt am Vare­ler Hafen gewor­den. Das in 2017 bewähr­te Kon­zept, Arbei­ten aus der Künst­ler­grup­pe Kunst­raum Varel e.V. durch Aus­stel­lun­gen von renom­mier­ten exter­nen Künst­lern zu ergän­zen, soll­te auch 2018 fort­ge­setzt wer­den. Auch die Hafen­ge­sprä­che und das Erzähl­ca­fé wür­den eine Fort­set­zung finden.

Eine beson­de­re Freu­de für die Krea­ti­ven des Kunst­raum Varel e.V. ist es, dass ihnen die Räu­me im his­to­ri­schen Gebäu­de des frü­he­ren Zoll­amts am Hafen auch im nächs­ten Jahr zur Ver­fü­gung ste­hen werden.


«Posso presentare: Pino Polimeno»

Der Kunst­raum Varel zeig­te vom 20. Okto­ber bis 26. Novem­ber 2017 Arbei­ten des in Olden­burg leben­den, kala­bri­schen Künst­lers Pino Poli­me­no in einer klei­nen Werkschau.

Sei­ne Arbei­ten sind restau­ra­tiv gestal­te­te Minia­tur­wel­ten, Minia­tur­büh­nen in einer Farb- und wort­wört­li­chen Leucht­kraft, denen nichts Kit­schi­ges anhaf­tet. The­ma­tisch erin­nert er sei­ne Hei­mat Kala­bri­en. Dabei geht es ihm in sei­nen Wer­ken nicht um Nost­al­gie, nicht um ein betu­li­ches «frü­her war alles bes­ser».

Die Arbei­ten sind eher Aus­druck einer glück­li­chen Kind­heit und Jugend, die sich in ihren Far­ben, ihrer emo­tio­na­len Bedeu­tung dann auch als Hei­mat zu erken­nen geben. Die Wer­ke bestechen durch ihren drei­di­men­sio­na­len Auf­bau. Der Betrach­ter fühlt sich ein­ge­la­den, um die Ecke zu schau­en, die Trep­pe hin­auf zu gehen und am Tor zu klopfen. 

Pino Poli­me­no, in Bel­gi­en als Sohn eines kala­bri­schen Gast­ar­bei­ters gebo­ren, kehr­te im Alter von neun Jah­ren in das Land sei­ner Eltern zurück. Er teilt damit das Schick­sal vie­ler «Gast­ar­bei­ter­fa­mi­li­en», denen es — nen­nen wir es Schick­sal — nicht ver­gönnt war, in der Frem­de Fuß zu fas­sen. Sei­ne wei­te­re Kind­heit und Jugend ver­brach­te er in Kala­bri­en. Nach­kriegs­zeit­lich beding­te Armut der 1950/60er Jah­re waren hier all­ge­gen­wär­tig, aber eben auch die Herz­lich­keit in der kala­bri­schen Groß­fa­mi­lie, ein­ge­bun­den in länd­lich bäu­er­li­che Bezie­hun­gen und dörf­li­che Struk­tu­ren. Pino beglei­te­te sei­nen Onkel durch eine klein­tei­li­ge Land­schaft in ihrem war­men Licht, über son­nen­ver­brann­te Stra­ßen und ocker­far­ben gepräg­te Flo­ra und Fau­na auf des­sen täg­li­chem Arbeits­weg. Mit dem Esel, bela­den mit Markt­wa­ren zum Ver­kauf, besuch­ten sie die Ort­schaf­ten der Umge­bung. Nach­hal­tig sind die­se Rei­sen in Pino Poli­me­nos emo­tio­na­lem Gedächt­nis ver­haf­tet geblie­ben. Nach dem Stu­di­um der Arti Deco­ra­ti­ve (Fres­ko, Mosa­ik, Wand­ma­le­rei) ver­dien­te er sei­nen Lebens­un­ter­halt mit Restau­rie­rungs­ar­bei­ten. Arbeit und Zufall führ­ten ihn Jahr­zehn­te spä­ter nach Deutsch­land, die Lie­be nach Han­no­ver und Olden­burg. Die Lie­be zur Hei­mat blieb davon unbe­rührt. Neben sei­ner beruf­li­chen Aus­rich­tung bau­te Pino Poli­me­no sei­ne künst­le­ri­sche Iden­ti­tät auf, geprägt und bestimmt von den emo­tio­na­len Erin­ne­run­gen an die Kind­heits­ta­ge in den Far­ben der kala­bri­schen Hei­mat, ihrer von der Son­ne ver­wit­ter­ten Häu­ser, den lie­be­voll gestal­te­ten Por­ta­len und Haus­ecken. Man meint die kind­li­che Freu­de beim Gestal­ten sei­ner Erin­ne­run­gen förm­lich zu spüren.

Pino Poli­me­no lebt und arbei­tet seit 1992 in Deutsch­land (Han­no­ver, Olden­burg) und Ita­li­en (Paliz­zi, Reg­gio C.)


«STORM»

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Storm.jpg

In der Gale­rie am Hafen prä­sen­tier­te der Kunst­raum Varel im Zusam­men­hang mit den dies­jäh­ri­gen Lite­ra­tur­ta­gen die Aus­stel­lung «STORM».

Gezeigt wur­den die Arbei­ten der Künst­ler­ge­mein­schaft, die sich vor allem mit der Storm-Erzählung «Ein stil­ler Musi­kant» aus­ein­an­der­ge­setzt hat­ten. Dabei über­rasch­te, wie viel­ge­stal­tig die Arbei­ten waren. Mona Schü­bel, Hel­mut Wahm­hoff, Nor­bert Frie­be, Mat­thi­as Lan­ger und Nor­bert Ahlers zeig­ten ihre je indi­vi­du­el­len Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit die­sem eher unbe­kann­ten Text von Theo­dor Storm. Dabei wur­den die Text­pas­sa­gen nicht para­phra­siert oder schlicht illus­triert, son­dern sie beschrie­ben per­sön­li­che Momen­te der eige­nen künst­le­ri­schen Exis­tenz. Die Künst­ler­ge­mein­schaft freu­te sich zudem, im Rah­men die­ser Aus­stel­lung einen Gast­bei­trag zu Theo­dor Storm von Irm­gard Kung zei­gen zu können.

Am 3.10. haben außer­dem Hel­mut Wahm­hoff und Mat­thi­as Lan­ger um 16 Uhr zusam­men durch die Aus­stel­lung geführt und ihren einen sehr per­sön­li­chen Ansatz erläu­tert, bei dem es um das Lehrer-Schüler-Verhältnis ging.


«FOTALE I‑VII / Motivgebiet Wedding»

Ancz É. Kokowski & Freunde

Die Male­rin Ancz É. Kokow­ski und die vier befreun­de­ten Foto­gra­fen Rolf Engel­bart, Sven Groß­mann, Alex­an­der Lony und Pete Mey­er gin­gen für die­ses Gemein­schafts­pro­jekt ein Wag­nis ein: Sie setz­ten zwei klas­si­sche künst­le­ri­sche Medi­en — Schwarzweiß-Fotografie und Male­rei — in Bezug zuein­an­der. So ergab sich ein span­nungs­rei­cher und zugleich kon­tem­pla­ti­ver Blick auf die Topo­grafie ihres Lebens­um­fel­des, des Ber­li­ner Stadt­teils Wedding.grafie ihres Lebens-umfeldes, des Ber­li­ner Stadt­teils Wedding.

6. August bis 3. Sep­tem­ber 2017, mit einem Künst­ler­ge­spräch am Sonn­tag, dem 6. August, um 17 Uhr.


«Demokratie»

Von den vielfältigen Facetten der Demokratie

Wie kann eine krea­ti­ve Aus­stel­lung aus­se­hen mit dem Titel «Demo­kra­tie»?
Ant­wor­ten auf die­se Fra­ge erhiel­ten Besu­cher des Kunst­raum am Vare­ler Hafen vom 24. Juni 2017 bis 30. Juli 2017 

Demo­kra­tie in einem Bild oder einer Skulp­tur zu ver­an­schau­li­chen, ist weit schwie­ri­ger als man/frau spon­tan mei­nen möchte.

Die «Herr­schaft des Vol­kes» scheint mit ihren Frei­hei­ten heu­te so selbst­ver­ständ­lich zu sein wie den meis­ten die Gesund­heit, und erst in ihren schmerz­haf­ten Wider­sprü­chen mag man/frau sich ihr ernst­haft zuwenden.

Demo­kra­tie aber ist mehr als allein die Ver­fas­sung einer Gemein­schaft: Sie ist eine per­ma­nen­te Her­aus­for­de­rung zum Dia­log, zur Veränderung.


«Antoniflut»

Arbeiten von Schülerinnen und Schülern aus dem LMG-Seminarfach 2011


«Erzählcafé»

Am 31.03.2017 fand das ers­te Erzähl­ca­fé im Kunst­raum Zoll­amt in der Gale­rie am Hafen statt. 

Varels Geschich­te in per­sön­li­chen Erzäh­lun­gen nach­zu­voll­zie­hen – das ist ein leben­di­ges Erin­nern und ein Sam­meln der Stim­men und Bege­ben­hei­ten, die die Stadt und ihr Umland geprägt haben. Das Erzähl­ca­fé möch­te ein neu­er Ort der Begeg­nung wer­den, ein Zusam­men­kom­men mit den Erin­ne­run­gen ande­rer und mit der eige­nen Geschichte. 


«Mensch & Natur»

Abschlussarbeiten von Schülern des Lothar-Meyer-Gymnasiums

Die Natur ist dieselbe, ob ich sie fotografiere oder nicht

Vom 10. März bis zum 23. April 2017 waren Arbei­ten von Schü­le­rin­nen und Schü­lern des Semi­nar­fachs Foto­gra­fie vom Lothar-Meyer-Gymnasium im Kunst­raum unter dem Titel «Mensch & Natur» zu sehen.

Seit der Jung­stein­zeit formt der Mensch sei­ne Umwelt und schafft sich so eine Kul­tur­land­schaft. In der Bibel könn­te man mei­nen, einen Auf­trag dafür zu fin­den. Gemeint ist in die­ser viel zitier­ten Stel­le aber auch eine Ver­pflich­tung zum Schutz der Mut­ter Erde, wobei ‹Natur› bezeich­net das Ursprüng­li­che, die unver­än­der­te Land­schaft meint, und die kul­ti­vier­te Land­schaft die geform­te Umwelt ist. Schon der Aus­stel­lungs­ti­tel ver­weist auf die Wech­sel­be­zie­hung von Mensch und Natur. Eine rei­ne Natur­land­schaft in der ursprüng­li­chen Form gibt es in Deutsch­land nicht mehr, sehr wohl aber geschütz­te Berei­che, in denen nicht mehr ein­ge­grif­fen wird und wo die Tier- und Pflan­zen­welt sich selbst über­las­sen wird. Für ande­re ist die Natur das, was außer­halb des Hau­ses liegt. Nach-Draußen-Gehen ist gleich­be­deu­tend mit fri­scher Luft und Natur.

In besie­del­ten Gebie­ten muss man sich zur Natur auf den Weg machen. Wer einen Hund hat, dem, so sagt man, sind auch bei Eis und Schnee, Regen oder Son­nen­schein, die Zei­ten für Spa­zier­gän­ge vor­ge­ge­ben. Eine ver­ab­re­de­te Natur­er­fah­rung. Ande­re nut­zen nur das schö­ne Wet­ter und bege­ben sich zum Schlen­dern über Wie­sen oder zum Wan­dern am Deich ent­lang. Die Wege zu ver­las­sen, ist ver­pönt; Zäu­ne gren­zen ein und aus. Fol­ge­rich­tig zei­gen vie­le der aus­ge­stell­ten Bil­der Wege, Stra­ßen und Pfa­de. Viel­leicht auch ein Zei­chen, dass sie sel­ber kurz davor sind, einen Weg zu been­den, sind doch die Foto­gra­fien im letz­ten hal­ben Jahr vor ihrem Abitur ent­stan­den. Also in einer Zeit, wo Wei­chen gestellt und Plä­ne geschmie­det wer­den, Träu­me ver­puf­fen oder Rea­li­tät werden.

In einer der gezeig­ten Seri­en wird der Wald als ver­wun­sche­ner Ort dar­ge­stellt, mit Dickicht und Gestrüpp. Der spar­sa­me Licht­ein­fall im Unter­holz lässt den Ort ver­wun­schen aus­se­hen. Man fühlt sich in einen Mär­chen­park ver­setzt. Eine Park­land­schaft im Klei­nen kann auch ein Gar­ten sein, ein Gehe­ge und Gepfle­ge, eine selbst­ge­mach­te Idyl­le. Hier wird Natur kul­ti­viert. Und direkt dahin­ter öff­net sich die Sand­kuh­le, in der die Natur ent­leert und umge­formt wird. Es bleibt die Hoff­nung auf eine spä­te­re Renaturierung.

Auf­fäl­lig ist bei eini­gen der Foto­gra­fien eine medi­al beein­fluss­te Far­big­keit. So wer­den die Far­ben des blau­en Him­mels oder das Abend­rot in der Foto­gra­fie von der Aufnahme- und der Aus­ga­be­tech­nik ge- und über­steu­ert und wir­ken beson­ders inten­siv, künst­lich und unna­tür­lich. War das wirk­lich so? Eigent­lich eine Fra­ge, die man bei der Foto­gra­fie nicht stellt, scheint doch bei ihr der Wahr­heits­an­spruch immer mitzuschwingen.

Auch die Him­mel in den Gemäl­den von Cas­par David Fried­rich in den Jah­ren 1815/1816 oder von Wil­liam Turm­er 1831 zeich­nen sich durch eine unna­tür­lich farb­li­che Erschei­nung aus. Hier wür­de man auf künst­le­ri­schen Impe­tus schlie­ßen. Aber die­se Effek­te waren zu der Zeit genau so zu sehen: sie sind natür­li­chen Ursprungs als Fol­gen von Vul­kan­aus­brü­chen in Indo­ne­si­en (Tam­bo­ra 1815) oder des phil­ip­pi­ni­sche Vul­kans Babu­yan Cla­ro 1831. So kön­nen auch natür­li­che Ursa­chen die Natur unna­tür­lich erschei­nen las­sen, wenn man Natur als ‹nor­mal›, als ‹ver­traut› versteht.

Ist die Natur eigent­lich noch natür­lich, wenn ich sie betrach­te? Das könn­te so sein. Und wenn ich das Gese­he­ne über­den­ke? Wie ver­än­dert sich foto­gra­fier­te Land­schaft im Bild, wenn Details des gan­zen Pan­ora­mas in den Aus­schnitt, in den Fokus gerückt wer­den? Hier ist der Mensch dann nicht mehr aus­zu­blen­den, selbst wenn er kei­ne sicht­ba­re Spur hin­ter­las­sen hat. Das ist unab­hän­gig davon, wie pit­to­resk, roman­tisch oder unbe­rührt die Foto­land­schaft auch erschei­nen mag.

Semi­nar­fach Foto­gra­fie unter Lei­tung von Hel­mut Wahmhoff