«Grodenmappe»
Inspiriert von den Brücke-Künstlern haben Mitglieder des Kunstraums ein Mappenwerk mit Originalgrafiken erstellt. Wie bei den Künstlern vor 100 Jahren ist die Landschaft das verbindende Element einer spannenden und abwechslungsreichen Zusammenstellung. Der Groden, zwischen Wapeler Siel und Grodenchaussee, bietet in seiner Form als Nicht-Landschaft, einer Landschaft, die eher als Durchgang denn als Ziel genutzt wird, ein weites Feld der künstlerischen Annäherung.
So hat Helmut Wahmhoff die Technik des Holzschnitts gewählt, .um die Klarheit des Grodens auf Fläche, Linie und Struktur in Schwarz und Weiß zu erfassen. In weiteren Schritten kommt dann die Farbe wieder zurück.
Eine weitere klassische Drucktechnik nutzt Norbert Friebe, indem er seine gekonnten Zeichnungen mit der Lithografie, dem Steindruck, vervielfältigt.
Gunnar S. Voigt und Martin Otto nutzen die Fotografie, um Utopien zu zeigen, und entfernen sich so von der sichtbaren Realität hin zu einer Gefühls- und Gedankenwelt zwischen Hoffen und Bangen.
Ähnlich merkwürdig erscheinen die analogen Schwarzweißaufnahmen von Matthias Langer, die die Zeit und das Vergangene zeigen. Die 15 Bilder für die Mappen sind an einem Tag im Abstand von fünf Minuten zwischen den Einzelaufnahmen entstanden. Die Veränderung zeigt sich nur am Sonnenstand und den Schatten im Bild.
Bewegung ist auch in dem Video von Norbert Ahlers, dessen Animationsclips als essayistische Gedankensplitter die Zusammenstellung abrundet.
Ergänzt wurde die Ausstellung durch eine Rauminstallation, bei der von jedem Künstler repräsentative Arbeiten ihres Schaffens in der sogenannten Petersburger Hängung gezeigt wurden — wie eine Quellenangabe.
«MEMORABEL»
Die Fotografin Franziska Thomann
Das Team im Kunstraum freute sich, dass eine junge Künstlerin, die ihre Ideen im Fachbereich Kunst und Medien der Universität Oldenburg entwickelt hat, ihre Arbeiten im Kunstraum präsentierte.
22. Oktober bis 4. Dezember 2016
«Frieden aus dem Himmel»
Hasan Abbarah
Der 33jährige studierte Maler, Kalligraph und Grafikdesigner musste wegen seiner kritischen Äußerungen über das Assad-Regime 2015 aus Syrien flüchten. Die grausamen Auswirkungen von Krieg und Terror und die Erlebnisse während seiner Flucht bringt der junge Künstler in seinen Werken auf unterschiedlichste Weise und in verstörenden Bildern zum Ausdruck.
Daneben gibt er in seinen aktuellsten Werken seiner unerschütterlichen Hoffnung und seiner Zuversicht Raum, dass es ein friedliches Neben- und Miteinander verschiedener Religionen, Hautfarben und Kulturen geben kann, die erst in ihrer Vielfalt den bunten Reichtum alles Lebendigen dieser Welt ausmachen.
Ergänzend zu den Arbeiten von Hasan Abbarah zeigte der KunstRaum Zollamt die Ausstellung “Wir bleiben trotzdem! — SyrerInnen erzählen von 5 Jahren zivilem Aufstand“ von Adopt a Revolution, einer deutsch-syrischen Initiative aus Leipzig. Diese Gruppe setzt sich für die zivilgesellschaftlichen Gruppen in Syrien ein, die sich vor Ort für ein offenes, emanzipatives und freies Syrien einsetzen und deren Engagement weit größer ist, als es die Kriegsberichterstattung in den gängigen Medien vermuten lässt.
3. September bis 15. Oktober 2016
«Bilder der Grodenlandschaft»
Mitglieder des Kunstraum Zollamt zeigten die ersten Arbeiten ihrer künstlerischen Annäherung an die Grodenlandschaft. Der Groden, der vielen als Selbstverständlichkeit erscheint, ist künstlerisch weit schwieriger zu verstehen, als man es erwarten möchte. Als Kulturlandschaft suggeriert der Groden die Illusion von Weite. Tatsächlich handelt es sich bei dieser Landschaft um eine sehr begrenzte Ressource, die Generationen dem Meer mühsam abgetrotzt haben. Gewöhnlich — so scheint es — reizt beim Landschaftsbild das Wiedererkennen des Vertrauten: etwa die Erinnerung eines flüchtigen Momentes, in der die eigenen Gedanken davonstürmen können und man sich selbst in einer stimmigen Ruhe wiederfindet. Je länger man aber auf diese Landschaft schaut, desto mehr scheint sie sich einem zu entziehen. So war die Ausstellung „Bilder der Grodenlandschaft“ mit den Arbeiten von Helmut Wahmhoff, Gunnar S. Voigt, Martin Otto, Matthias Langer, Norbert Friebe und Norbert Ahlers unter anderem eine Vorbereitung zur geplanten Künstlermappe „Der Groden — eine einzigartige Landschaft in Formen der Reproduktion“.
«Großstadt»
Schüler zeigten Stadt-Impressionen
Mit der Ausstellung „Großstadt“ zeigte der Kunstraum Zollamt am Vareler Hafen erstmals Werke von Schülern. Die im Kunstunterricht angefertigten Arbeiten waren in fünf Oberstufenkursen der Jahrgänge 11 und 12 sowie in zwei Kursen des Jahrgangs 10 am Lothar-Meyer-Gymnasium im Schuljahr 2015/16 entstanden. Zu sehen waren Grafiken und Malereien zum Thema Großstadt, das an allen höheren Schulen in Niedersachsen auf dem Lehrplan stand.
Mit diesem Projekt möchte der Kunstraum Zollamt einmal im Jahr künstlerische Erzeugnisse von jungen Menschen einer größeren Öffentlichkeit über die Schulgemeinde hinaus vorstellen und junges kunstinteressiertes Publikum einladen, am regionalen Kulturbetrieb teilzunehmen.
Großstadterfahrungen hat sicher jeder von uns schon gesammelt, ob als Tourist oder als junger Mensch während der Ausbildung oder des Studiums. Vor- und Nachteile des Lebens in einer Großstadt lassen sich schnell aufzählen und auch abwägen. Bilder von Großstadt – ob bewegt oder statisch – prägen unsere Vorstellungen von Stadt und die realen Erfahrungen werden später mit diesen Vorstellungen abgeglichen.
Nicht zuletzt Bilder des amerikanischen Realisten Edward Hopper, die auch von den Schülern des Lothar-Meyer-Gymnasiums betrachtet und analysiert worden waren, thematisieren in vielen Variationen das Leben des einzelnen Menschen in der Stadt. Insbesondere der Klassiker „Nighthawks“ ist auf eine solche Situation fokussiert. Der Betrachter sieht von außen durch eine große Glasfläche den beleuchteten Innenraum und wartet gespannt auf eine Regung der darin befindlichen vier Bildfiguren. Dieser Reiz des Fensterblicks wurde in den Kunstkursen für die Schüler zum gemeinsamen Rahmenthema gemacht, um Aspekte von Großstadt zu fassen.
18. Juni bis 31. Juli 2016
«Ein Gedicht, viele Bilder»
ich bin auch letzter
manches meiner stämme,
will es doch nicht beklagen.
geübt im aussterben,
bin ich müde
und will nicht mehr,
niemandes blut.
ich will euch,
tanzt um mich oder weicht mir aus,
helft uns, will ich tanzen um euch.
So lautet das Gedicht, das der Kunstraum Zollamt in das Zentrum der Auseinandersetzung gestellt hatte. Die Idee, ein Gedicht zu visualisieren, es durch das unterschiedliche Verstehen in seiner Vielfalt zu veranschaulichen, hatte die Kunstraum-Mitglieder schon seit einiger Zeit beschäftigt. Schon die Auswahl des Gedichtes war alles andere als einfach. Unabhängig davon gab es eine Kontroverse über den umstrittenen Essay „Der letzte Deutsche“ von Botho Strauss. Dieser Disput hatte Chaim Weddinger zu diesem Gedicht provoziert. Als nun bei einem Kunstraumtreffen diese Zeilen von Weddinger vorgestellt wurden, waren allen Beteiligten von dem Bekenntnis „ich will euch, tanzt um mich oder weicht mir aus, helft uns, will ich tanzen um euch“ stark beeindruckt, so dass der Konsens in der Gruppe dann doch schnell gefunden wurde. Die Arbeiten von Helmut Wahmhoff, Martin Otto, Norbert Friebe, Gunnar S.Voigt und Norbert Ahlers dokumentierten diesen ungewöhnlichen Dialog zwischen den Kunstformen.
Ausstellung Lea C. Lanfermann
Lea C. Lanfermann, Künstlerin aus Melle, präsentierte im Kunstraum Zollamt am Vareler Hafen ihre Arbeiten unter dem Titel „Meerheitsfähig“. Es sind gerade die abstrakten Bilder von Lanfermann, die die Dynamik und die Intensität des Meeres zum Ausdruck bringen. Varel hatte die Künstlerin das erste Mal 2010 kennengelernt. Ein Ort, den sie sowohl im Sonnenschein als auch im Dauerregen als sehr inspirierend erleben konnte. Aber auf diese Malerei ist ihr Schaffen nicht zu reduzieren. Vielmehr ist es so vielfältig wie technisch vielgestaltig. Lanfermann nähert sich dem Thema Meer nicht nur über Landschaftsmalerei, sondern auch in Form ihrer Popart-Serie „Modern Pirates“ an. Ihre Malerei zeigt sich in Bildern, die den abstrakten Expressionismus zitieren, die sich aber auch in farbiger Leichtigkeit auszudrücken verstehen. In Zusammenarbeit mit der Künstlergemeinschaft Kunstraum Zollamt (vormals Kunstraum Dangast) wurde die Ausstellung am 20.03.2016 in den Räumen des ehemaligen Zollamts am Vareler Hafen in Gegenwart der Künstlerin eröffnet. Landschaftsbilder sind für den Kunstraum ein immer wiederkehrendes Thema: die Auseinandersetzung mit einem fragilen Lebensraum, der jahrhundertelang durch die Gewalt des Meeres gestaltet wurde und nunmehr allein von den Menschen definiert wird. Lanfermann sucht hier nun eine Annäherung sowohl an die unmittelbare Landschaft als auch an die Klischees, die mit dem Meer assoziiert werden.