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«Bewegung»


Bewegung in der Seefelder Mühle

Eine Aus­stel­lung mit: Anne Dück-von Essen, Rena­te Garen, Mar­ti­na Han­feld, Johan­nes Hem­men, Nina Hin­richs, Mat­thi­as Lan­ger, Die­ter Mach, Julia Rorig, Mela­nie Rundel-Milzner, Micha­el Sol­tau, Hel­mut Wahm­hoff, Lorenz Wahm­hoff und Weibach2.

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Bewe­gung und Ver­än­de­rung sind nichts als täu­schen­der Schein, denn Bewe­gung und Ver­än­de­rung min­dern die Erkenn­bar­keit des Gegen­übers, wes­we­gen nur das wirk­lich im Sin­ne der Erfahr­bar­keit ist, was auch sta­tisch ist. Bewe­gung ist die Vor­stu­fe des Unsichtbaren.

Ande­re sehen in der Ver­än­de­rung ein wesent­li­ches Merk­mal des Seins. Jah­res­zei­ten­wech­sel oder Wachs­tum kün­den davon. Doch wie kommt es zu einer Bewe­gung? Was ist deren Aus­lö­ser? Ist sie mehr Schein oder Sein?

Um etwas in Bewe­gung zu set­zen, braucht es einen Anstoß, einen Moment, der den Stein ins Rol­len bringt. Doch kann man die Rei­he der Ursa­chen einer Bewe­gung bis ins Unend­li­che zurück ver­fol­gen um zum aller­ers­ten Anstoß der unbe­weg­ten Mas­se zu kom­men? Wer hat die Ster­ne ange­schubst? Wer ist für den Wind ver­ant­wort­lich, der das Was­ser zum Kräu­seln bringt?

Betrach­ten wir die Foto­gra­fien von Die­ter Mach, so wer­den wir mit die­sen Fra­gen kon­fron­tiert. Da ist zum einen die kal­li­gra­phi­sche Linie, die nicht von der Bewe­gung einer Hand gezeich­net wur­de, son­dern vom Licht auf der kräu­seln­den Was­ser­ober­flä­che, das auf­ge­zeich­net wur­de. So als hät­te das Licht die Sil­ber­schicht des Films geschwärzt, wur­de die hel­le Spur in einen dunk­len Strich überführt.

Eine ande­re Licht­spur lässt uns den Gedan­ken des aller­ers­ten Ansto­ßes auf­grei­fen: den Urknall, der das Uni­ver­sum geschaf­fen hat. Die­se Foto­gra­fie zeigt Siri­us, den hells­ten Stern am Abend­him­mel. Sein Licht durch­dringt die Erd­at­mo­sphä­re, die in stän­di­ger Bewe­gung ist. Dadurch ent­steht ein cha­rak­te­ris­ti­sches Flim­mern sich schnell ändern­der Far­big­keit. Durch die Bewe­gung der Kame­ra in der Hand des Foto­gra­fen wird das Ster­nen­bild zu einer Spur, die die zeit­li­che Abfol­ge des Farb­wech­sels deut­lich sicht­bar macht.

Dass Bewe­gung und Ver­än­de­rung nichts sind als täu­schen­der Schein, zei­gen die Foto­gra­fien von Mat­thi­as Lan­ger. Er zeigt uns ein Bild der ver­meint­li­chen Ruhe, den Schlaf. Doch was wir im Bild sehen, ist die Unru­he. Alles ruht, nur die Schla­fen­den nicht. Sie sind in einem Kokon aus Zeit und Bewe­gung ein­ge­spon­nen, denn sie wur­den eine gan­ze Nacht lang von der Kame­ra beob­ach­tet und die hat jede Bewe­gung auf­ge­zeich­net und zu einem Bild verdichtet.

Eine ähn­lich schlei­chen­de Ver­än­de­rung zeigt das Video von Micha­el Sol­tau. Was sich bewegt, ist nicht aus­zu­ma­chen, wird nicht gezeigt. Ledig­lich der Schat­ten­wurf ist ein Abbild, eine Pro­jek­ti­on der Unru­he, die sich über die Film­mu­sik auch auf den Betrach­ter überträgt.

Ein Syn­onym für Sta­tik, für Fes­tig­keit, für Dau­er könn­te die klas­si­sche Skulp­tur sein. Mar­mor oder Bron­ze. Aber auch hier lässt sich Bewe­gung in Form des Tan­zes dar­stel­len, wie die klei­ne Skulp­tu­ren­grup­pe der tan­zen­den vier Ele­men­te von Mela­nie Rundel-Milzner zeigt.

Anders ver­hält es sich bei dem Objekt «Pha­se C» des Wil­helms­ha­ve­ner Künst­lers Weibach2. Hier beginnt die Skulp­tur sich zu bewe­gen, wenn sie im wahrs­ten Sin­ne näher betrach­tet wird: Wenn sich der Betrach­ten­de ihr annä­hert, zap­pelt und schreit sie. Hier ist der Betrach­ten­de Aus­lö­ser der Bewe­gung und auch hier über­trägt sich die dem Objekt inne­woh­nen­de Unru­he auf den Betrachter.

Julia Rorigs Bei­trag setzt Aus­stel­lungs­be­su­cher ganz anders in Bewe­gung, wenn die­se den Anwei­sun­gen ihrer Arbeit fol­gen. Denn sie wer­den auf­ge­for­dert, sich mit dem Krieg in der Ukrai­ne, der Korn­kam­mer der Welt, aus­ein­an­der zu set­zen und ein Samen­korn dem Wind zu übergeben.

Das sind nur eini­ge Aspek­te der Aus­stel­lung «Bewe­gung». Allen Aus­stel­len­den gemein­sam ist, dass sie Mit­glie­der im Kunst­ver­ein «Kunst­raum Varel» sind. Der Kunst­raum Varel ist ein Ver­ein, dem es um das Ent­de­cken und Zei­gen neu­er künst­le­ri­scher Posi­tio­nen geht, ohne dabei die regio­na­len Schät­ze aus den Augen zu ver­lie­ren und der auch regel­mä­ßig Mit­glie­der­aus­stel­lun­gen orga­ni­siert. Die­se Aus­stel­lung ist die ers­te, die außer­halb Varels stattfindet.

Eröff­nung: Sams­tag, 15. Juli, 19:00 Uhr,
Ein­füh­rung Prof. Micha­el Soltau

See­fel­der Müh­le
Kul­tur­zen­trum
Denk­mal
Café
Haupt­stra­ße 1, 26937 Stadland